Kindheit und Jugend in Afrika

Meine Kindheit und Jugendjahre verbringe ich zusammen mit meinen Eltern und fünf Geschwistern in der Dem. Republik Kongo auf. Wir haben keine Elektrizität, kein fliessend Wasser, keinen Fernseher, keine geteerten Strassen, kein Shopping-Center, von Smartphones und Tablets war damals auch noch nichts zu sehen, aber dafür können wir alles ausleben, was Kinder ausleben wollen.
Am stärksten prägt mich die afrikanische Haltung dem Leben gegenüber. Obwohl die Menschen sehr wenig bis nichts besitzen, sind sie doch glücklich und zuversichtlich. Man nimmt das Leben wie es kommt und man ist dankbar für die kleinen Dinge, es ist eine Grundfreude spürbar, die aus Bescheidenheit erwächst. Meine Mutter sagte oft zu mir: "Deine Haut mag weiss sein, innen bist du schwarz." Sie hat Recht.
Gasexplosion mit Folgen

Im Februar 1988 im Alter von 15 Jahren ziehe ich mir bei einer Gasexplosion auf Mallorca tiefe-, drittgradige Verbrennungen zu an Händen, Füssen, am Kopf, an Teilen des Rückens und an den Ellbogen. Zwei Tage später werde ich durch die REGA in die Schweiz überführt, es folgen drei Monate Krankenhaus mit insgesamt sechs Operationen und Hauttransplantationen. Ich kann meine Hände während beinahe drei Jahren nicht bewegen, mehr zu dieser schwierigen Zeit findest du hier im Video, jeder Millimeter Dehnung und Beweglichkeit muss in unzähligen Ergotherapiestunden mühsam neu erlernt werden - ich muss wieder lernen zu gehen.
Während einer Ergotherapiestunde rät mir die Therapeutin, ich soll doch mal versuchen eine Gitarre in die Hand zu nehmen um die Spreizung der Finger zu üben und vielleicht dadurch kleine Fortschritte zu machen. Ich habe zwar im Alter von acht Jahren in Afrika schon etwas begonnen Gitarre zu spielen, sie wird jedoch durch andere Interessen verdrängt und sie war seither in meinem Leben kein Thema mehr gewesen. Der Vorschlag meiner Therapeutin begeistert mich nicht wirklich, trotzdem besorgt mir mein Vater eine einfache Gitarre. Zu Beginn kann ich kaum Druck auf die Saiten ausüben, geschweige den Hals mit meiner Hand umgreifen. Meine Finger bluten, weil meine Haut noch zu dünn ist für die Schärfe der Stahlsaiten, aber inzwischen mache ich erste Fortschritte - ich MUSS einfach spielen, unabhängig von Schmerzen und Blut. Ich bin meiner Therapeutin ewig dankbar für ihre Idee. Zum einen ist es der Startschuss für meine Leidenschaft, zum anderen wird der Prozess zur Wiedererlangung der Beweglichkeit meiner Hände und Finger dank der Gitarre deutlich verkürzt.
Ich teile diesen persönlichen Einblick hier, weil ich dich ermutigen möchte an das Unmögliche zu glauben. Unabhängig davon was deine Ziele sind, du kannst es schaffen! Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich mit meinen Händen Gitarre spielen werde in der Art und Weise wie ich es heute tue, ich hätte es für absolut unmöglich gehalten. Die Gitarre hat mein Leben verändert.
Der Blues
Schon als kleiner Junge habe ich in Afrika eine Gitarre in der Hand. Das Instrument zieht mich schon in frühen Jahren an und ich lausche mit voller Aufmerksamkeit den Klängen afrikanischer Musik, sie prägt mich. Das ist Musik die mitreisst, sie regt zum Tanzen an und sie hat ihre ganz eigene Sprache. In Afrika gibt es unglaubliche Gitarristen. Die ganze Welt spricht zurecht von Eric Clapton, Ron Wood, Bryan Mai und vielen anderen, hier gibt es Gitarristen die in der gleichen Liga spielen, jedoch nie die Anerkennung erhalten, die ihnen eigentlich zuteil werden sollte.
Die damalige Musik im Zaïre wird gespielt von Musikern wie Papa Wemba, Zaiko Langa Langa, und Franco in Kinshasa, Bluesklänge hingegen sind mehrheitlich in den Dörfern zu hören. Papa Wemba beispielsweise hat in 40 Jahren 21 Alben eingespielt, unglaublich prägend für ganz Zentralafrika.
Der Blues hat mich seit jeher berührt und angesprochen, weil er ehrlich und in Klarheit daherkommt und gleichzeitig schmutzig und rauh sein darf. Die Texte handeln vom Leben, von Geschichten und Ereignissen mit denen ich mich identifizieren kann. Als ich nach meinen Verbrennungen beginne Gitarre zu spielen, beginne ich mit dem Blues und ich bin ihm treu geblieben - oder er mir. Offene Akkorde und die Moll-Pentatonik sind mir irgendwann nicht mehr genug. Ich will das gesamte Griffbrett beherrschen, die Theorie dessen verstehen, was ich spiele, ich will meinen eigenen Ton und die Fähigkeit entwickeln, meine Gefühlswelt auf dem Instrument zum Ausdruck zu bringen. Seit 25 Jahren entwickle ich mich in diesen Prozessen stetig weiter, im Wissen, dass es sich dabei um einen lebenslangen Prozess handelt.
Mein Onkel bescherrt mir 1991 ein Schlüsselerlebnis. Eines Abend schiebt er das VHS-Band von Stevie Ray Vaughan‘s Gig im „El Mocambo“ in den Player und sagt nur: "Den musst du dir anhören". Während rund 70 Minuten sitze ich da, unfähig ein Wort zu sagen, ich hätte nicht mal bemerkt, wenn nebenbei jemand seine Wohnung ausgeräumt hätte. Ich bin wie hypnotisiert von Vaughan's Passion, Kreativität und Ausdruck. Ich spüre gleich, dass nie jemand wird spielen können wie er es tut, aber er wird mir zur Inspiration, soviel wie möglich von ihm und anderen Musikern zu lernen und dabei meine eigene Stimme, meinen persönlichen Ausdruck auf der Gitarre zu finden; diesen Weg gehe ich weiter.
Hier ein kurzes Medley mit ein paar Impressionen meiner Musik (Cover und Eigene)
Freizeit und Hobby

Ich treibe beinahe täglich Sport (Ausdauertraining, Krafttraining und aktive Erholung), ich liebe Zeiten in der Natur, insbesondere in Wäldern. Ich springe mit dem Fallschirm aus Flugzeugen (in letzter Zeit leider nicht mehr oft) und bilde mich gerne weiter. Und natürlich die Gitarre, auch hier will ich täglich laufend Neues dazulernen. Mit Fleiss und Leidenschaft habe ich bisher das Bestmögliche aus meinen Gaben gemacht und mich stetig weiter entwickelt, auch wenn ich noch lange nicht am Ende meines musikalischen Weges angekommen bin.